Zusammenhang verschiedener Hormonachsen

Das hormonelle Gleichgewicht im Körper ist ein sehr ausgeklügeltes System. Hier reagieren viele Hormone miteinander, ergänzen oder kontrollieren sich gegenseitig und versuchen einen Ausgleich zu schaffen, wenn eine Hormonachse nicht mehr so gut funktioniert. So bilden zum Beispiel nicht nur die Eierstöcke und Hoden Sexualhormone sondern auch die Nebennieren. Das spielt eine große Rolle bei der Frau in den Wechseljahren, wo die Funktion der Eierstöcke erlischt, aber auch bei hormonellen Problemen des Mannes.

Eine Erklärung, warum Frauen anfälliger sind, an Hashimoto zu erkranken, ist sicherlich auch, dass sie mehr hormonellen Schwankungen unterliegen (Pubertät, Geburt, Menopause) und dadurch das hormonelle Gleichgewicht gestört ist.  

Die Schilddrüsenachse hat eine große Steuerungsfunktion im Körper.  Bei Hashimoto-Erkrankten ist diese gestört und andere Hormondrüsen wie die Nebennieren werden versuchen, den Mangel an Schilddrüsenhormonen auf irgendeine Weise zu kompensieren. In vielen Fällen sind die Nebennieren aber selbst schon belastet und die Gefahr einer Nebennierenschwäche ist gegeben.

Die Hormone der Nebennieren  

Die Nebennieren spielen eine große Rolle bei den Hormonachsen und reagieren sensibel auf „Stress“. 
In den Nebennieren entscheidet sich, ob wir gegen den uns drohenden Tiger kämpfen, davonlaufen oder ob wir uns von ihm fressen lassen.

Dieses System funktioniert sehr gut und adäquat für den Stressmoment. Gefahr erkannt - reagieren - Gefahr gebannt - fertig. Leider ist es in der heutigen Zeit so, als ob der Tiger ständig hinter jeder Hecke lauert. Findet der Körper dann keine richtigen Erholungsphasen und kann er den Stress nicht mehr kompensieren, brennt er förmlich aus und kann nicht mehr adäquat reagieren.

Ohne eine gesunde Nebennierenfunktion können wir also in akuten Stresssituationen nicht mehr angemessen reagieren. Das geht so weit, dass wir uns schon von alltäglichen Dingen völlig aus dem Rhythmus bringen lassen und förmlich überreagieren. Dauert eine Belastung zu lange an, wird die Stressresistenz immer weiter sinken.

In der Nebennierenrinde (NNR) werden die Mineralokortikoide (Aldosteron), Glukokortikoide (Cortisol) und Androgene (Sexualhormone wie Testosteron) gebildet. Diese werden aus körpereigenem Cholesterin (Cholesterol) gebildet. 

Die Nebennierenrindenhormone werden wiederum gesteuert von ACTH (Adrenocorticotropin) des Hypophysenvorderlappens (HVL).

ACTH wird auch gerne als Stresshormon bezeichnet, da es in stressigen Situationen und Belastungen vermehrt ausgeschüttet wird.

Cortisol mobilisiert Glukose, es wirkt also blutzuckersteigernd und dämpft die Immunabwehr.  Stress führt wiederum zu einer vermehrten Ausschüttung von Cortisol 
Aldosteron stabilisiert Kreislauf und Blutdruck.

Langanhaltende Belastungen können zu einer Schwächung der Nebennieren führen.

Im Nebennierenmark (NNM) werden die Katecholamine Adrenalin und Noradrenalin gebildet. Adrenalin macht wach, spannt die Nerven an, erhöht die Sinne und macht den Körper bereit, schnell zu reagieren und im Notfall zu kämpfen oder schnell genug zu fliehen. Noradrenalin verengt die Gefäße und steigert den Blutdruck. 

Dopamin ist übrigens die Vorstufe der Katecholamine. 
 

Zum Thema Cholesterin

In der Leber wird täglich bis zu 700 mg körpereigenes Cholesterin (Cholesterol) hergestellt.

Cholesterin befindet sich in allen Zellmembranen, um eine wasserabweisende Schicht zu bilden.

Cholesterin ist die Ausgangssubstanz für die Herstellung der Gallensäuren. Ohne Gallensäure können wir nur schlecht das Fett in unserer Nahrung verdauen.

Cholesterin wird aber auch benötigt, um Vitamin D3 herzustellen.

Aus Cholesterin werden über die Vorstufe Pregnenolon die Glucocorticoide (Cortisol), Mineralocorticoide (Aldosteron) und das Hormon Progesteron hergestellt.

Aus Cholesterin wird über Pregnenolon auch das Steroidhormon DHEA (Dehydroepiandrosteron) hergestellt, welches dann in Androgene (Testosteron) und Östrogene umgewandelt wird.

Cholesterin sollte also nicht verteufelt werden. Ohne Cholesterin keine Hormone!

Bei hohem Cholesterinwert im Blut müssen zusätzlich die Werte LDL und HDL differenziert betrachtet werden, um den Cholesterinwert überhaupt beurteilen zu können.
 

Zum Thema Cortisol

Cortisol hält uns fit, macht aktiv und stellt Energie zur Verfügung (Insulinwirkung).

Cortisol wird normalerweise in der Nacht gebildet. Morgens hilft uns ein hoher Cortisolspiegel, damit wir fit in den Morgen starten können. Tagsüber fällt der Cortisolspiegel dann allmählich ab bis auf ein Minimum am Abend, damit wir in die Ruhe finden und müde werden.

Muss viel Cortisol ausgeschüttet werden, wird die Umwandlung von T4 in T3 gehemmt und mehr rT3 gebildet wird, um den Körper zu schützen.  

Zuviel Stress stört diesen Kreislauf. Die Cortisolkurve verändert sich. Wir sind „ständig unter Strom“, weil auch tagsüber noch viel Cortisol ausgeschüttet wird. Oder wir „fallen in ein Loch“, weil der Cortisolspiegel plötzlich zu stark abfällt. Wir bekommen „Heißhunger-attacken“ und versuchen an Energie zu kommen oder trinken Kaffee. Und wir kommen abends nicht mehr zur Ruhe und schlafen schlecht. Auch, weil zu viel Cortison die Melatoninproduktion bremst. Wenn wir „auf der Hut“ sein müssen, wäre Schlaf ja auch kontraproduktiv.

Dafür sind wir selten krank, weil Cortison entzündungshemmend wirkt und „erfreuen uns bester Gesundheit“.     

Irgendwann kommt es zu dem Punkt, an dem die Nebenniere selbst an ihre Grenzen gerät und sich erschöpft. Es kann nicht mehr genügend Cortisol in der Nacht gebildet werden, wir erwachen auch nach 10 Stunden Schlaf müde und erschöpft und schaffen es nicht mehr durch den Tag… und werden krank!  

Ähnliches passiert, wenn man nach einer stressigen Zeit, die einem viel abverlangt hat, endlich zur Ruhe kommt und denkt, jetzt wird alles besser oder Erholung im Urlaub sucht. Sobald Entspannung eintritt, kann das überschüssige Cortisol abgebaut werden und oft pendelt sich alles wieder ein. Das ist aber leider nicht immer so. Oft wird man gerade dann krank, wenn man glaubt, dass man alles „überstanden“ hat. 

Ich war schon in meiner Kindheit durch meine familiären Verhältnisse sehr viel emotionalem Stress ausgesetzt. Trotzdem oder gerade deshalb war ich eine quirlige, sehr agile junge Frau, die nur so vor Energie strotzte und auch im Sport nicht klein zu kriegen war. Gerade einmal 1,64 m groß und 47 kg schwer, habe ich es im Sport mit jedem Mann aufgenommen und mich auch daran gemessen, wie gut ich war. Ich habe mich immer eher in der Männerwelt wohl gefühlt und meine größte Leidenschaft war, mit dem Motorrad Europa zu bereisen oder jeden Felsen unsicher zu machen, den man beklettern konnte. Und ich war gut, ziemlich gut sogar. 

Und ich habe mir selten eine „Schwäche“ eingestanden oder auf meinen Körper gehört. Und das war der Punkt. Nicht auf seinen Körper zu hören und in jeder Hinsicht über seine Grenzen zu gehen, kann jahrzehntelangen Stress für den Körper bedeuten, der über das gesunde Maß hinaus geht. 

2016 war dann ein sehr "nervenaufreibendes" Jahr und 2017 kam es knüppelhart. Ein Jahr mit mehreren Schicksalsschlägen hintereinander, die meine ganze Kraft forderten und ich in kürzester Zeit 5 kg an Gewicht verlor. Im Mai 2018 ging es mir dann wieder richtig gut und ich sah positiv in die Zukunft. Und genau zu diesem Zeitpunkt ist dann mein System förmlich zusammen gebrochen…
 

Kaffee und Cortisol

Grundsätzlich ist gegen eine gute Tasse Kaffee überhaupt nichts einzuwenden. Aber nicht jeder verträgt ihn.
 
Für mich war er - seit ich denken kann - mein Lebenselixier, um morgens überhaupt irgendwie in die Gänge zu kommen. Heute trinke ich immer noch leidenschaftlich gerne morgens meine Tasse Kaffee. Aber nicht, weil ich ihn brauche, sondern weil ich schon diesen Geruch liebe und er zu meinem morgendlichen Ritual gehört. 

Allerdings warte ich nach dem Aufstehen eine gute halbe Stunde bis Stunde (außer am Wochenende 😉) und ich gebe immer einen Löffel voll meiner selbstgemachten Paste für „Goldene Milch“ hinein.  

Kaffee stimuliert die Cortisolausschüttung. Wie du oben schon gelesen hast, wird Cortisol über Nacht gebildet und hat normalerweise morgens den höchsten Wert. Somit benötigt man bei normaler Nebennierenfunktion eigentlich keinen Kaffee in der Früh. Ganz im Gegenteil, man reizt die Nebennieren unnötig damit und zusätzlich läuft man Gefahr, nervös und „wie aufgezogen“ in den Tag zu starten. 

Wenn man Kaffee trinken möchte, ist es besser, man wartet bis 9 Uhr oder wenigstens eine Stunde nach dem Aufstehen ab und genießt ihn dann in vollem Besitz seiner geistigen Kräfte 😊 

Nicht jeder hat einen gut funktionierenden Cortisol-Rhythmus. Bei Hashimoto-Erkrankten sind die Nebennieren oft überarbeitet und schaffen es nicht mehr, genügend Cortisol zu bilden. Fehlt der morgendliche Cortisol-Peak, kann man nur hoffen, dass der Kaffee endlich wirkt. Kommt das Nachmittagstief, hilft man sich wieder mit Kaffee wach zu bleiben. Ich kenne das zu gut. Kurzfristig mag das plausibel klingen, langfristig aber peitscht man bildlich gesehen einen am Boden liegenden aus, um ihn zum Weitergehen zu animieren. 
 

Cortisol und Insulinresistenz

Dauerstress kann eine Insulinresistenz fördern und zu Diabetes führen.

Kurzgefasst zum Thema Insulinresistenz: 
Insulin wird benötigt, um Glukose (Zucker) in die Zellen zu transportieren. 
Je mehr Glukose sich im Blut befindet, desto mehr Insulin wird von der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) ausgeschüttet. 
Bei einem Überangebot an Glukose schützen sich die Zellen irgendwann und vermindern ihre Insulinrezeptoren. Immer weniger Glukose kann somit aufgenommen werden. 
Der Pankreas reagiert mit vermehrter Insulinausschüttung, um die Glukose doch noch in die Zellen zu schleusen. Das gelingt aber nicht ausreichend. Durch den Glukosebedarf der Zelle kommt es zu somit Heißhungerattacken auf Süßes.
Irgendwann reagieren die Zellen nicht mehr und werden insulinresistent. 
Die überschüssige Glukose muss vermehrt als Bauchfett gespeichert werden und im schlimmsten Fall zusätzlich über die Nieren abtransportiert werden. Es kommt zu Diabetes. 
Stress verbraucht viel Energie. Um an diese Energie zu kommen, werden durch Cortisol Glukose und Fettsäuren mobilisiert und die Aufnahme von Glukose in die Zellen gehemmt. Somit ist Cortisol (zusammen mit Glukagon) ein Gegenspieler zu Insulin.  
 

Hormone der NN und der SD arbeiten zusammen                                               (HPT-Achse und HPA-Achse)

Die Schilddrüse bestimmt die Aktivität der Nebennieren und der Geschlechtsorgane.

HPA (Hypothalamic-Pituitary-Adrenal-Axis) oder Nebennierenachse
HPT (Hypothalamic-Pituitary-Thyreotropic-Axis) oder Schilddrüsenachse

Die Funktion der Schilddrüse und der Nebennieren unterliegen dem Hypothalamus-Hypophysen-Regelkreis mit den jeweiligen Steuerungshormonen. Beide Systeme greifen ineinander über und können teilweise eine Schwäche der anderen Achse ausgleichen. Ähnliche Verknüpfungen bestehen mit den Geschlechtsdrüsen wie schon oben erwähnt.

Befinden sich zu wenig aktive Schilddrüsenhormone im Blut, werden die Nebennieren versuchen, den Mangel mit erhöhtem Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol auszugleichen. Das verursacht aber zusätzliche Stresssymptome auf längere Sicht. Hier wird die Schilddrüse wieder versuchen gegen zu regulieren und vermehrt das inaktive rT3 bilden, um den Körper zu schützen. Cortisol behindert wiederum die Schilddrüsenfunktion, indem sie die Ausschüttung von TRH und TSH und die Umwandlung von T4 zu T3 behindert. Der Kreislauf beginnt.

Das erklärt, warum Hashimoto oft erst dann wirklich wahrgenommen wird, wenn die Unterfunktion schon beträchtlich ist oder wenn die Nebennieren selbst geschwächt sind und die Unterfunktion der Schilddrüse nicht mehr kompensieren können.

Eine dauerhaft Nebennierenreizung hat demnach auch eine ungünstige Auswirkung auf die eh schon geschwächte Schilddrüse und fördert Angstzustände und Panikattacken.

Progesteron und Östrogen werden in den Nebennieren und den Eierstöcken gebildet. In der Menopause vermindert sich die Hormonbildung in den Eierstöcken. Ein Mangel an Progesteron beeinflusst wiederum die Schilddrüsenleistung.

Die Erkrankung einer Hormondrüse muss hier immer im Zusammenhang mit dem Zustand und der Funktionstüchtigkeit einer anderen Hormondrüse gesehen werden.

Als ich in einer starken Unterfunktion war, habe ich mich innerlich sehr stark zittrig und nervös gefühlt (ähnlich Symptomen einer Überfunktion), obwohl ich mich äußerlich keinem Stress ausgesetzt sah. Gleichzeitig war ich erschöpft und hatte ständig das Gefühl, etwas essen zu müssen, um wieder Energie zu bekommen. Das waren letztendlich Symptome, die durch die Nebennieren zustande kamen, die versucht haben, das Defizit zu regulieren und mir irgendwie wieder Energie zu liefern.

Es ist also nicht immer einfach zu erkennen, woher die Symptome kommen.
 

Östrogen / Progesteron und Schilddrüsenhormone

 
Progesteron fördert den Schilddrüsenstoffwechsel. Kommt es in der Menopause zu Progesteronmangel mit relativer Östrogendominanz, kann die Schilddrüsenfunktion leiden. Ein Ausgleich des Progesteronmangels kann notfalls helfen, die Leistung der Schilddrüse zu verbessern.

Je nach Symptomenlage bei Hashimoto stelle ich mir aber die Frage, ob es nicht besser ist, die Schilddrüse zuerst einmal zu entlasten mit zugeführten SD-Hormonen - ob synthetisch oder naturidentisch - und dann einen Versuch mit Progesteron zu wagen. Ich glaube, das ist eine Entscheidung, die immer nur ganz individuell getroffen werden kann.
   
Ein hoher Östrogenspiegel führt dazu, dass mehr Schilddrüsenhormone an TBG (Thyroxin bindendes Globulin) gebunden werden und somit weniger frei verfügbar sind.
 
Bei der Pille ist das synthetische Östrogen, das Ethinylestradiol dafür verantwortlich, dass mehr Bindungsproteine (SHBG) für die Sexualhormone gebildet werden, an die die männlichen Hormone binden. Leider werden in diesem Zusammenhang auch mehr freie SD-Hormone an TBG gebunden und damit sind weniger aktive Hormone vorhanden. Das heißt, die freien Schilddrüsenwerte sinken und der TSH-Wert erhöht sich. Somit kann eine künstliche Unterfunktion hervorgerufen werden.

Dass der TSH-Wert unter Einnahme der Pille ansteigt, konnte ich sehr gut bei meiner Tochter beobachten. Für ihren Hashimoto ist das sicher nicht förderlich. ☹
 
Mögliche Symptome einer Funktionsstörung der Geschlechtsdrüsen
Wassereinlagerungen
Verminderte Libido
Schmerzen in der Harnblase 
Verstärkte Menstruation
PMS (Prämenstruelles Syndrom)
Hitzewallungen
Hypertonie (Bluthochdruck)