Hashimoto-Thyreoiditis

Hashimoto ist inzwischen eine der häufigsten Autoimmunerkrankungen in Westeuropa und hat sich zu einer Volkskrankheit entwickelt.

Bei jedem zehnten Mensch in der westlichen Welt finden sich erhöhte TPO-Antikörper.

Es sind deutlich mehr Frauen betroffen als Männer (10:1).  

Obwohl die Autoimmune Thyreoiditis, wie diese chronisch entzündliche Erkrankung der Schilddrüse auch genannt wird, schon 1912 von dem  japanischen Arzt Hakaru Hashimoto beschrieben wurde, wird diese Erkrankung leider immer noch völlig unterschätzt und oft nur unzureichend behandelt. 

In Japan ist diese Erkrankung übrigens so gut wie nicht bekannt 😊 

 

Was ist Hashimoto eigentlich?

Hashimoto-Thyreoiditis ist die häufigste Ursache für eine Hypothyreose (Unterfunktion der Schilddrüse). Sie gilt als eine chronische Form einer lymphozytären Thyreoiditis (Entzündung der Schilddrüse) oder wird auch „Autoimmunthyreoiditis“ genannt. 

Durch das fehlgeleitete Immunsystem kommt es zu einem Angriff eigener Immunzellen (T-Lymphozyten), die zu einer Entzündung der Schilddrüse (SD) führen. 

Das führt in der Folge zu einer schubweisen Destruktion des Organparenchyms (Schilddrüsengewebes) mit abwechselnden Symptomen der Hyper- und Hypothyreose (Über- bzw. Unterfunktion) bis hin zu einer völligen Zerstörung der Schilddrüse im chronischen Verlauf, wenn die Entzündung nicht gestoppt wird. 

Durch den Zelluntergang des Schilddrüsengewebes im entzündlichen Schub gleichen die Symptome einer Hyperthyreose, wodurch in der Folge unkontrolliert Schilddrüsenhormone freigesetzt werden.  

Je mehr Gewebe zerstört ist und je weniger Schilddrüsengewebe vorhanden ist, desto mehr kommt es dann zu Symptomen einer Hypothyreose. So kann Hashimoto sehr lange unerkannt bleiben.

Bis auf einen geringen Anteil der Betroffenen finden sich bei der Diagnose Antikörper gegen TPO (Thyreoperoxidase) und manchmal auch gegen TG (Thyreoglobulin) im Blut. (Genaueres weiter unten)    

 

Eine (Autoimmun-) Erkrankung kommt selten alleine 

Manchmal finden sich bei Menschen mit einer Hashimoto-Erkrankung auch andere Autoimmunerkrankungen, die entweder schon vorher vorhanden waren oder neu hinzukommen. 


Hier einige Beispiele: 

Chronische Autoimmune Gastritis mit einhergehender perniziöser Anämie (Vitamin B12 - Mangel durch fehlenden Intrinsic-Faktor) 

Chronische Autoimmunhepatitis  

Diabetes mellitus Typ 1 (Autoimmunreaktion auf insulinproduzierende Zellen)

Zöliakie (genetisch, autoimmune Darmentzündung durch Glutenunverträglichkeit)     

Morbus Addison (meist autoimmun bedingte primäre Nebennierenrindeninsuffizienz)  

Vitiligo (Weißfleckenkrankheit durch autoimmune Melanozytenzerstörung)

Alopezia areata (autoimmuner, kreisrunder Haarausfall)

Fibromyalgie (rheumatisch-entzündliche, chronische Muskelschmerzen)

Myasthenia gravis (autoimmune Störung der neuromuskulären Übertragung) 

Systemische Sklerose (rheumatische Autoimmunerkrankung des Bindegewebes) 

Rheumatoide Arthritis (rheumatisch-entzündliche chronische Gelenkentzündung)
 

Für welche Erkrankungen du empfänglich bist, hängt davon ab, welche "Achse" deines Immunsystems dominiert. (siehe Stichwort TH1 und TH2-Achse)

Ursachen und Auslöser von Hashimoto

Die genauen Faktoren sind nicht bekannt, es wird eine familiäre, genetische Vorbelastung vermutet. Menschen mit den humanen Leukozyten Antigenen HLA-Typ DR3 und DR4 scheinen häufiger betroffen zu sein. Diese Gene allein müssen aber kein Auslöser für die Erkrankung sein.

Hashimoto gab es bisher nicht in meiner Familie, dafür aber familiär gehäuft eine Struma nodosa (Vergrößerung der Schilddrüse mit Knoten). 
Ich bin die erste in unserer Familie, die an Hashimoto erkrankt ist, jetzt gefolgt von meiner Tochter. Ob wir HLA-Typ DR3 oder DR4 sind, weiß ich nicht.
Mir stellt sich die Frage, warum eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse so auf dem Vormarsch ist?

 

Mögliche Auslöser 

Unabhängig von Hashimoto gibt es heutzutage leider kaum noch eine Schilddrüse, die im Ultraschall völlig gesund aussieht. Als größte und übergeordnete Hormondrüse reagiert die Schilddrüse empfindlich auf ein Hormonungleichgewicht anderer Drüsen und eine Belastung mit Stoffen, die Jod in der Schilddrüse verdrängen. 

Bekannt als Auslöser für Hashimoto sind:
   

Hormonelle Umstellungsphasen (Pubertät, Schwangerschaft, Menopause).  

Chronische Stressbelastungen überfordern das Hormonsystem und bringen es aus dem Gleichgewicht.
Emotionale Schockerlebnisse, Trauer, Trennungserlebnisse 
Schwermetallbelastungen zum Beispiel mit Quecksilber 

Belastung mit Halogenen wie Fluor, Chlor oder Brom, die mit Jod konkurrieren.   

Medikamente mit Interferon (dämpft das Immunsystem, z.B. bei MS verabreicht) oder Lithium (Psychopharmaka) scheinen zu triggern.

HPU/KPU (Hämopyrrollaktamurie/Kryptopyrrolurie) - eine erbliche Stoffwechselstörung mit Zink, Mangan, Kupfer und Vitamin B6/B12 - Mangel bekommen eher Hashimoto

Strahlenbelastungen oder auch elektromagnetische Belastungen bei empfindlichen Menschen

Oxidativer Stress, der nicht abgebaut werden kann.

Leaky gut (löchriger Darm) 
EBV (Eppstein-Barr-Virus)

Bei mir hat langanhaltender emotionaler Stress, der plötzliche Verlust meiner Eltern in Verbindung mit erheblichen Hormonschwankungen in den Wechseljahren das Fass zum Überlaufen gebracht.

EBV und molekulares Mimikri 

Molekulares Mimikri mit Hüllproteinen anderer Erreger scheint eine Rolle bei der Entwicklung von Hashimoto zu spielen. 

Beim molekularen Mimikri ähneln die Oberflächenstrukturen von Erregern den körpereigenen Substanzen. Erkennt das Immunsystem die körperfremden Antigene als "Gefahr", greift es so auch die ähnlichen körpereigenen Strukturen an.  
Solch eine Fehlfunktion scheint sich bei dem EBV (Epstein-Barr-Virus) abzuspielen.

Erkrankungen an EBV werden auch bezeichnet als "Pfeiffersches Drüsenfieber", "Mononukleose" oder auch "Kissing disease“ (weil der Erstkontakt mit diesem Virus gehäuft in der Pubertät über den Speichel beim Küssen übertragen wird). 

EBV kann einerseits eine Autoimmunreaktion auslösen, andererseits kann die Erkrankung an EBV aber auch durch eine Autoimmunerkrankung reaktiviert werden. (Ärztezeitung, 30.03.2011)

Wenn man sich überlegt, dass wir einen sehr hohen Durchseuchungsgrad von ungefähr 95% an EBV in der Bevölkerung haben, wäre das ein Grund, warum die Autoimmunerkrankungen und damit auch Hashimoto so auf dem Vormarsch sind.
Bei mir wurden auch Antikörper gegen EBV festgestellt und ich kann mich fragen, ob die Symptome, an denen ich direkt vor der Hashimoto-Diagnose litt, eventuell ein reaktivierter EBV-Virus war. 

 

Symptome eines Chamäleons 

Die Symptome sind so vielfältig, dass sie oftmals anderen Krankheitsbildern zugeordnet werden. Nicht selten wird Burnout diagnostiziert oder die Wechseljahre als Begründung der Symptome angeführt und eine psychotherapeutische Behandlung aufgrund einer Depression oder Burnout-Problematik angeordnet, wenn sich der Laborwert TSH im Normalbereich befindet und doch somit alles in Ordnung sein müsste. Dass dem so nicht ist, werde ich später noch genauer beleuchten.


Wenn man bedenkt, welchen großen Einfluss die Schilddrüse auf unser gesamtes hormonelles Gleichgewicht und unseren Stoffwechsel hat, ist eigentlich klar, dass eine erkrankte Schilddrüse auf unseren gesamten Körper Auswirkungen haben muss. 

Umso interessanter ist es, dass regelmäßig Menschen den Arzt aufsuchen, weil es ihnen  immer schlechter geht und sie sich nicht mehr erklären können, was eigentlich mit ihnen los ist.

Wird die Hashimoto-Erkrankung ganzheitlich behandelt, verbessern sich meist auch die folgenden Symptome: 

Massiver Haarausfall

Brüchige Nägel

unerklärliche Gewichtszunahme trotz Appetitlosigkeit

Wassereinlagerungen 

Sehr trockene Haut 

Nicht mehr belastbar, Kraftlosigkeit, Leistungseinbrüche 

Depressive Verstimmungen, Mutlosigkeit, Antriebsarmut, Motivationslosigkeit

"Brainfog“, Gedächtnisstörungen – Hashi-Alzheimer 😉

Ausbleiben der Menstruation

Libidoverlust
Gelenkbeschwerden

Schwankende Sehstärke

Depigmentierung der Haut in kleinen Flecken

Obstipation  
Erhöhte Blutfette (Cholesterin, Trygliceride)

Extreme Kälteintoleranz, Basaltemperatur erniedrigt - oft unter 36 °C!!

…  kommt dir bekannt vor? 😉